Die Vorgeschichte:
Meine erste Aufgabe, an die ich mich erinnern kann, bekam ich als zwei oder drei Jährige von meiner Großmutter, die gläubige Muslima war:
‚Du musst jeden Menschen so behandeln, wie du selbst behandelt werden willst!’ sagte sie, erst in Arabisch - weil sie aus dem Koran vorlas - dann in Türkisch - damit ich es verstand.
Mit 7 kam ich nach Deutschland und lernte aus der Bibel im christlichen Religionsunterricht die 'Goldene Regel':
„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem andern zu“
Etwas später zitierte mein Vater immer wieder den ‚Kategorischen Imperativ’ des Philosophen Kant:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Während meines Studiums entdeckte ich Erich Fromm - Theodor Wiesengrund Adorno - Walter Benjamin und Hannah Arendt - die von ‚Dialektik’ schrieben, die nach dem Holocaust zu einer Schlüsseleigenschaft des komplexen Denkens wurde und des Perspektivwechsels - als Erkenntnisweg für Selbstbesinnung und Selbstkritik!
Und so wuchs ich, ohne es zu ahnen, mit drei Weltreligionen auf und lernte: Liebe von Moslems, Handeln von Christen und Denken von Juden.
Dabei lernte ich vor allem eins: wie ähnlich wir alle uns sind! Sodass ich niemals verstehen werde: wie ein Mensch einem anderen Menschen seine und ihre Existenzberechtigung absprechen kann.
Die ‚Goldene Regel 'Füge Niemandem etwas zu - was du nicht willst - dass man es dir antu' ist in allen Weltreligionen, allen Philosophien und Lehren die moralische Grundformel für das Zusammenleben von Menschen mit Menschen und von Mensch und Natur!
Jede und Jeder, die oder der sich über dieses Humanum hinwegsetzt, bewegt sich außerhalb der Menschlichkeit.
Eine rassistische Gesinnung ist keine Meinung, sondern eine kriminelle Herrschaftsideologie.
Die nur ein Ziel kennt: Uniformität und die totale Kontrolle über jegliche Individualität.
Rassismus will völkische Selektion und Isolation. Seine Mittel sind Hetze und Mord.
Bis heute arbeite ich den Auftrag meiner Großmutter ab, versuche als Frau - Mutter und Künstlerin - alles dafür zu tun, dass sich Menschen gegenseitig so behandeln, wie sie selbst behandelt werden wollen. Dass wir unsere Unterschiede als Ergänzungen erkennen und nicht als Bedrohungen abwehren, weil uns alle mehr verbindet als uns trennt!
Ich bin überzeugt - dass der Respekt - sprich alles Verbindende - der Garant für den Frieden ist!
Und dass alles Trennende das Kriegsprinzip - Hass und Hetze fördert!
Weil Respekt auf Vertrauen aufbaut und Hass auf Zerstörung.
Der Maulbeerbaum war und ist für mich das sinnlichste Symbol einer friedlichen und diversen Welt:
Seine Wurzeln kennen keine Grenzen und seine Früchte kein Geschlecht.
Sie sind blass und bunt wie der Regenbogen und im Herbst verabschiedet er sich so optimistisch und lichtvoll wie ein goldenes Feuerwerk - damit wir uns auf die Zukunft freuen!
Er ist ein poetisches Symbol für das Ewig Wiederkehrende und das Ewig Weiterlebende. Er ist ein lebendiges Bild der Trauer und eine sich ständig erneuernde Hoffnung.
Der Maulbeerbaum ist ein Lebensgebet wie es Rilke in seinem unvergesslichen Gedicht über das Leben geschrieben hat:
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Zu der Aktion ‚Maulbeerbäume gegen Rassismus’ pflanzen:
Vor 30 Jahren wurden in Mölln und Solingen Menschen verbrannt wie Papier, weil sie so aussahen wie ich – wie meine Mutter und Großmutter und wie meine Tochter.
Und seit 30 Jahren heißt es immer wieder: „Ab heute ist nichts mehr wie davor.“
Jedes Mal. Nach Solingen. Nach Mölln. Nach Rostock-Lichtenhagen. Nach den NSU-Morden. Nach München, Dessau, nach Kassel und auch nach dem Massenmord in Hanau! Ich will diesen Satz nicht mehr
hören – von keinem Politiker, keinem Journalisten und keinem Wissenschaftler.
Seht es endlich ein: Wir haben es mit einem global vernetzten, rassistischen Syndikat zu tun, einem giftigen Amalgam aus Menschenverächtern, Mördern und politischen Kriminellen. Sie produzieren Verachtung, Unsicherheit und Gewalt.
Das muss aufhören: 30 Jahre Vergessenskultur und immer wieder Anschläge. Es ist schon lange nichts mehr wie es davor war!
Mit Maulbeerbäumen wollen wir Orte der Erinnerung schaffen, um der Opfer des islamophoben Rassismus zu gedenken! Und um gemeinsame Rituale zu entwickeln für einen permanenten Diskurs und eine dauerhafte Aufklärung in der Öffentlichkeit, in Schulen und Vereinen.
Im Idealfall schaffen wir so ein Bewusstsein über den – über alle Parteien schwebenden tendenziösen kulturellen Rassismus – sowie über den 'strukturellen Rassismus' vor unseren Haustüren - auf unseren Strassen und in unseren Behörden!
Wir wollen an jedem Ort, wo Rassisten in Deutschland gemordet haben, mit einem Maulbeerbaum einen Herzwurzler in unsere gemeinsame Erde pflanzen und so an die Menschen erinnern, die nicht leben durften.
Wir wollen einen Ort der Kraft schaffen, der Schatten und Ruhe spendet für alle. Wir wollen erzählen und verstehen ermöglichen. Gemeinsam.
Unsere Antwort auf Hass ist radikale Menschlichkeit.
Unser Respekt ist stärker als jede Hetze.
Wir wünschen uns, dass sich Politikerinnen und Politiker - Richterinnen und Richter – Lehrerinnen und Lehrer – Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen sowie Sportlerinnen und Sportler aller Gattungen gemeinsam unterhaken gegen Rassismus und für eine respektvolle, offene und diverse Demokratie!
Im Schatten des Maulbeerbaums
Oder
Wenn die Menschen Herzwurzler wären
Ich träumte gestern,
dass die Blätter meines Maulbeerbaumes
sich wie Schauspieler auf der Bühne unterhielten:
Ja, wenn die Menschen
Herzwurzler wären!
und schüttelten sich kurz
mit lautem Gelächter,
dann wären sie klug
wie die Maulbeerbäume,
sagten sie ernst,
denn Maulbeerbäume
kennen keine Trennung
von Mann und Frau
oder ihren Hautfarben.
Die Geschlechter wachsen -
ob weiß oder schwarz
oder lilafarben -
aus einem Ast
mit einer Blüte
zu einer Frucht!
Herz an Herz
Kopf an Kopf
Mit nur einem Ziel:
Etwas Wohltuendes weiterzugeben.
Wir Maulbeeren sind die klügsten,
sagten sie,
wir schicken die Knospen
erst dann raus,
wenn die Kälte
endgültig vorbei ist!
Dann kicherten sie:
wir sind nämlich die Kreativen
in der Wurzelwelt!
Wir lieben Hindernisse
und Umwege
und kennen keine Berührungsangst:
wir steigen herab,
so tief wie wir Luft bekommen
und strecken uns soweit
wie es Raum gibt
entlang der Grasnarben:
bis an Häuserwände heran,
um Blumenbeete herum
und über Abhänge hinaus!
Wenn ihr Menschen Herzwurzler wärt
wie wir
würdet ihr euch anpassen
an Wege und Gassen,
an Witterung und Kultur,
würdet Halt finden im Sand
und auf steilen Felsen
an Ufern und in Meeresspalten,
ohne die Natur zu verstümmeln
oder auszubeuten.
Alle würden satt werden
und ein Zuhause finden,
neben anderen
Wurzelnachbarn,
die auch erst lernen,
sesshaft zu werden
in einer neuen Wurzelheimat.
Ihr würdet euch
den Reichtum teilen
wie auch Nahrung,
Arbeit, Kunst und Hobbys
Friedlich, frei und freundlich -
mit Wurzeln für alle
Lebensformen.
Niemand würde den anderen überwuchern,
verdrängen oder vernichten.
Der Planet ist ein Paradies
für alle Wurzlerarten,
denn er braucht die Vielfalt
und deren Nutzen,
nicht nur für Bienen
und Bären.
Selbst die Taliban
der Wurzelsorten
wie Distel, Quecke
oder Löwenzahn
sind Oasen
für Würmer und Maden.
Und ohne die
himmelhohen Tiefenwurzler
wären Äcker und Weiden
schon längst
Brachen und
Wüstenlandschaften!
Wären Menschen Herzwurlzer
wären sie Organe
einer Wurzelwelt,
ihre Hände, Augen und Ohren,
ihr Geist und ihre Seele.
Sie hätten Wurzelbühnen
und Wurzelkonzerte
mit freiem Eintritt.
Es gäbe kostenlose Schulen
und Universitäten,
weil Geld keine Rolle spielt
in Wurzelkulturen.
Es gäbe genug mietfreie
Wurzelwohnungen
und alle wären
krankenversichert.
Im Erdreich kümmern sich alle um alles
denn Wurzeln sind weise Wesen -
stille Hohepriester
der göttlichen Heilkunde
zwischen Mittelerde
und Grasgewebe
Waffen wären überflüssig
und die Todesstrafe unbekannt,
denn die Wurzelwelt
will verstehen
und redet miteinander
durch Pilze und Sporen,
mehr braucht es nicht
sagen sie,
gegen Rassisten
und Aggressionen.
Das alles
wär’ kein Traum!
flüsterten die Blätter,
wenn die Menschen
Herzwurzler wären,
egal in welcher
Maulbeerfarbe,
ob weiß, rosarot
oder violett,
egal ob säuerlich,
eher fad
oder zuckersüß!
Sie hätten auf ewig alles,
das ihr Menschsein
und die Wurzelwelt sichert:
Frieden, Freude und Freiheit!
Dann kitzelte mich ein Blatt
Und ich wachte auf.
Durch den Wind
hatte sich der Schatten
der Zweige verschoben
und die Sonne leuchtete
auf mein Gesicht
wie eine Taschenlampe
von ganz hoch oben.
Renan Demirkan
Eine Demokratie – die solche ‚Freunde‘ hat wie den ExBP Gauck hat – muss sich nicht über die völkischen Hetzer wundern!
Herr Gauck ist der Meinung – dass das selbsternannte ‚alternative‘ Sammelbecken der versammelten antidemokratischen Hetzer keine Nazis seien!
Dazu gehört nicht nur eine hohe pastorale Duldungsschwelle und eine missverstandene Toleranz - sondern eine völlige Blindheit auf dem rechten Auge und eine komplette Taubheit bei tendenziösen Thesen!
Denn seit dem ersten Parteitag in Stuttgart – wo dieser Haufen die sogenannte ‚links-grün-vesiffte-68er Republik‘ umstürzen will und seit sie nach der Wahl in den Bundestag ‚zur Jagd‘ auf die demokratischen Parteien geblasen hat – ist dieser rechtsextreme Haufen von Auftritt zu Auftritt hemmungsloser geworden in ihren Umsturzplänen der Demokratie!
Ich werde den verbalen Müll hier nicht wiederholen – den die rassistischen Wahlkämpfer in Sachsen – Thüringen und Brandenburg in ihrem patriotischen Wahn abgesondert haben – und sich zu selbsternannten ‚Rettern Deutschlands‘ hochjubeln - mit unüberhörbar eindeutigen Naziparolen!
War es nicht laut genug – dass Herr Gauck die wortgleiche, nationalsozialistische Sprache überhören konnte??
Hat Herr Gauck die Bundestagsdebatten mit den unsäglichen - diffamierenden ‚Redebeiträgen‘ übersehen!?
War das alles nicht eindeutig genug – dass Herrn Gauck die faschistische Ausrichtung der ‚afd‘ nicht bemerkt hat!?
Für diejenigen – die die Hetztiraden nicht überhören oder übersehen konnten – ist diese große Akzeptanz der ‚Abgehängten‘ zu den völkischen Spaltern keine Überraschung!
Die Umsturzpläne dieses rassistischen Haufens wurden so unerträglich lange verharmlost – nicht nur von Herrn Gauck – sondern auch von der Wirtschaft und den Medien – dass sie sich nun als eine politische ‚Macht‘ brüsten können!
Es ist ein historischer Irrtum zu glauben – dass diejenigen - die Rassisten und Nazis wählen – keine Rassisten und keine Nazis sind!
Sie sind es! Und ihr Ziel ist es - die diverse, offene und plurale Demokratie abzuschaffen, wie es in den vergangenen Wahlen lauthals angekündigt wurde.
Es ist ihr erklärtes politisches Programm, die Kultur – die Medien und die Gerichtsbarkeit aus der universellen Perspektive auf nationale und völkische Interessen einzugrenzen!
Offensichtlich hat Herr Gauck das alles überhört oder er hat ein sehr großes Verständnis für rassistische Parolen!
Anders ist dieser selbstgerechte Auftritt mit einer eitlen Erklärungssuada über seine Auffassung von Freiheit und Demokratie nicht zu erklären!!
Ich empfehle ihm die Lektüre von Richard Sennett: ‚Respekt in Zeiten der Ungleichheit‘ und ‚Zusammenarbeit – Was unsere Gesellschaft zusammenhält‘
In der Umfrage vor den Wahlen am 22.9.2024 - empfanden sich in Brandenburg 67 Prozent - in Sachsen 74 und in Thüringen sogar 75 Prozent der Befragten als ‚Menschen zweiter Klasse‘!
Und dieses Gefühl produziert eines der mächtigsten Gefühle eines Menschen – nämlich Scham!
Die tief empfundene Ungleichheit ist die Kernschmelze aller Zuversicht! Denn soziale Scham steht in direktem Zusammenhang mit Identitätsverlust – Gesichtsverlust – Ohnmacht - Angst und Perspektivlosigkeit!
Und eine Politik – die über Jahrzehnte Beschämung produziert – durch zum Beispiel Ignoranz und Desinteresse – so geschehen in der sogenannten ‚Ausländerpolitik‘ der Kohlära – die den ‚Kalifen von Köln‘ überhaupt erst möglich machte. Oder die desaströse Deregulierung seit der Vereinigung plus der nahezu kolonialen Überheblichkeit der Unionsparteien ‚Sozial ist – was Arbeit schafft‘.
Machtpolitisches Gerangel auf Kosten der sozial Schwachen – hat die Zahl der Armutsgefährdeten und der tatsächlich von Armut betroffenen in einem der reichsten Länder der Welt in die Arme der Rassisten getrieben – in Ost und West!
Wer kein ‚Ich‘ fühlt in der bestehenden Umgebung sucht sich ein ‚Wir‘ – in dem er oder sie sich anerkannt fühlt!
So fing es mit der Islamisierung der türkischen Community in den Achtziger Jahren an: Zuerst sammelten sich die Schuhe der Ausgegrenzten vor kleinen ‚Teehäusern‘ – in denen sich alte und immer mehr junge Männer trafen – dann bedeckten sich die Frauen mit Kopftüchern. Und plötzlich wurden sie sichtbar! Aus Scham wurde ein neues Selbstbewusstsein durch Provokation!
Die sozial Schwachen im Osten wurden unsichtbar in doppelter Hinsicht: Zum einen hatten sie ihre DDR Identität verloren und dann auch noch ihre Arbeit und damit die Teilhabe am Neubeginn im vereinigten Deutschland. Allerdings wurde die Scham der zunächst noch kleinen Minderheit mitleidig beäugt, bis sich diese ‚abgehängte‘ Minderheit zu einem lauten Chor von Rassisten vereinte und sich als ‚Retter des Abendlandes‘ inszenierte und provozierte!
Plötzlich richtete eine völlig unkritische – voyeuristische Medienlandschaft ihre Kameras und Mikros auf sie und verschaffte ihnen Sichtbarkeit – durch die sie sich endlich gesehen und bestätigt fühlten.
Das alles hat nichts mit ‚zu vielen Flüchtlingen‘ zu tun – Herr Gauck – das alles hat vor allem mit zu wenig Interesse und politischem Willen für eine soziale Stabilität zu tun! Hören sie auf, soziale Probleme zu ethnisieren!
Ich war und bin für eine regulierte Wirtschaft und eine regulierte Zuwanderung!
Ich war und bin für eine respektvolle Balance in einem Gemeinwohlkapitalismus und für eine synchronisierende Einwanderungspolitik.
Beides wären Mittel für eine stabile Wirtschaft und eine teilhabende Bürgerschaft – die die Demokratie stärken und sie erhalten würde – durch eine neu zu definierende ‚soziale Nachhaltigkeit‘!
Die Moderne verlangt neue Wege des Dialogs zwischen den politischen Vertretern und den gesellschaftlichen Gruppen und Milieus.
Statt die kostbare Sendezeit mit den immer gleichen, tendenziösen Debatten zu verschwenden – wäre es sinnvoller – wenn wir die Talkshows mit Bürgerinnen und Bürgern und ihren Themen füllen würden – als Podium einer dynamischen Demokratie – mit direktem Einfluss auf die politischen Entscheidungen im Parlament.
Hans Jonas schrieb in ‚Prinzip Verantwortung‘: Wir wissen erst was auf dem Spiel steht, wenn es auf dem Spiel steht!
Auch wenn Herr Gauck es nicht sieht – die Politik der sogenannten ‚Alternativen‘ ist im Kern faschistisch. Ihre Sprecher sind Nazis und ihre Wähler sind es auch! Denn gemeinsam wollen sie keine freie, feministische, offene, plurale, divers bunte und soziale Demokratie!
Renan Demirkan – 24.9.24
„ZEIT der MAULBEEREN“ ist eine Initiative der Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan, deren Gründung 2017 von dem – leider 2022 – viel zu früh verstorbenen Wissenschaftler und Arzt Josef Beuth unterstützt wurde.
„ZEIT der MAULBEEREN“ bietet kostenlos Raum zum Ausruhen für finanziell bedürftige, an Krebs erkrankte Frauen.
https://www.zeit-der-maulbeeren.org/
So erschütternd das Ergebnis der Wahlen an dem letzten Wochenende war – so war das leider schon lange abzusehen! Ich sehe da nicht nur Ähnlichkeiten sondern exakt dieselben Prozesse, die auch einen 'Kalifen von Köln' in den achtziger Jahren erst möglich gemacht haben.
Denn in beiden Milieus – den Abgehängten von damals und heute – konnte der Widerstand gegen das - sie ignorierende System derart langsam und intensiv entwickeln, dass sie sich in der Jugendgeneration verwurzelt und eingewachsen hat!
Das habe ich damals schon - in der ignoranten Kohl Ära - als Gründerin und Vorstand von 'Künstler in Aktion' versucht bewusst zu machen: die Schuhe vor den verkappten Moscheen verheißen nix gutes! sagte ich
Aber die ignorante und demütigende 'Ausländerpolitik' in der Kohl Ära trieb die Menschen unbeirrt aus der demokratischen Geisteswelt raus - weil angeblich 'der Islam nicht zu uns und Europa passt' wiederholte Kohl bei jeder Gelegenheit.
So ausgegrenzt und ungewollt - abgehängt und gedemütigt - haben sich zunächst die Männer - dann aber auch deren Familien - auf der Suche nach Anerkennung - Teilhabe und Identität - bei den Imamen versammelt - den zunächst religiösen Vorbetern - die sich dann aber mehr und mehr in ideologische Vorkämpfer verwandelten.
Aber Kohls Haltung - wie die der gesamten Konservativen und Rechten war seit dem Anwerbeabkommen die selbe: ‚Die Moslems passen nicht zu uns!’ 'Sollen sie doch machen was sie wollen. Hauptsache sie stören nicht und machen ihre Arbeit!'
Diese Abwertung kulminierte dann in der größten aller Demütigungen - nämlich in Kohls Verweigerung - nach dem rassistischen Solinger Anschlag - sich vor den Särgen der 5 verbrannten Frauen zu verbeugen:
Ich mache keinen Beileidstourismus! sagte er
Schon 1988 habe ich - als Gründungs- und Vorstandsmitglied von 'Künstler in Aktion' - im Amtshaus der Bundestagspräsidentin - im Beisein von Renate Schmidt - als Vizepräsidentin - die halbe Republik eingeladen - von Bednarz bis Quadflieg - um auf den wachsenden Islamismus und Rassismus hinzuweisen.
Ich sagte damals: Die Menschen sammeln sich in der 'Religion' - das ist das Gegenteil von Demokratie - Vereinsräume füllen sich und werden zu Moscheen und die werden bleiben!
Natürlich hätte ich mir damals nie vorstellen können - dass es je ein 'Kölner Kalifat' geben würde - für das sich die türkischen Frauen wieder ‚freiwillig’ verschleierten!
Ich will sagen: die 'Afd' konnte derart langsam im Untergrund und in den Vereinsstuben und Hinterhöfen der Besorgten und Verletzten wachsen - dass sich bereits stabile Milieus gebildet haben, die sich ganz unmissverständlich zu einem undemokratischen und ausgrenzenden Denken bekennen! Weil sie selbst sich ausgegrenzt fühlen und es ja auch tatsächlich von der Politik wurden! Und ihre Hetze betrifft schon längst nicht mehr 'nur die Ausländer' - es betrifft die Feministinnen - die Schwulen und Lesben und sogar die 'Behinderten'.
Jedoch hat die Demokratie eine verfassungsmäßige Pflicht - sich zu schützen! Deshalb müssen alle nichtdemokratischen und umstürzlerischen Organisationen verboten werden! Noch gilt der erste Artikel!!
Denn Hetze ist keine Meinung - auf die der Hetzende ein Recht hat. Hetze ist Gewalt - physische - psychische - kulturelle und mentale! Weil ihr Ziel die Eliminierung des Unterschieds will!
Die jungen Erstwähler konnten in den letzten 15 Jahren erleben - wie 'das Rassistische' zum Mainstream wurde!
Angefangen von den 'Rettern des Abendlandes' bis zu denen - die ungestört zur 'Jagd' auf die Demokratie und die DemokratInnen geblasen haben!
Dass die Presse das alles ungefiltert und unkritisch in die Gesellschaft weitergegeben hat, verstehe ich bis heute nicht!
Die jetzigen jungen Menschen sind bereits eine Generation - die nicht nur keine Berührungsängste hat mit faschistoiden Ideen hat, sie ist bereits eine - die mit einer tendenziösen Sprache den Diskurs mitbestimmt und sich mit Hetze in Strukturen etabliert hat!
Was ich in den Achtzigern in der türkischen Migranten-Community beobachtet habe - und auch als Künstlerin immer wieder thematisiert habe in meinen Programmen: 'aber es kamen Menschen' - 'Worte - Geschichten und Lieder' - beobachte ich schon seit Jahren in dem unterschiedlichen Diskurs über Demokratie zwischen Ost und West - und auch europaweit!
Deshalb habe ich nach dem Brexit checkpoint: demokratie! e.V. gegründet - und mache Debatten - habe eine Anthologie über die 'Demokratie der Moderne' herausgegeben - schreibe Artikel - mache Workshops - die ich filmisch festgehalten habe: 'Räume für Träume'
Aber der wachsende Rassismus ist nur noch mit dem massivsten Mittel der Demokratie zu stoppen:
Mit dem Verbot der parlamentarischen Arme der Rassisten wie der 'Afd' und dem Verbot der völkischen 'Vaterlands-Blut und Boden-Vereine'.
Ich habe statistisch gesehen noch 14 Sommer - und ich will mir keinen davon von den rassistischen Trommlern verdüstern lassen!
Ich glaube mit jeder Zelle meines Seins daran - dass diese, menschenverachtende Gesinnung bleiben wird und sich in den gesellschaftlichen Strukturen festhaken wird - wenn wir nicht radikal dagegen vorgehen!
Die Konservativen haben zu lange mit dem Rechtsaußen kokettiert und sie hoffähig gemacht - wie es in Polen und Ungarn passierte und grad in Italien passiert ist - und leider auch in Schweden und Dänemark
So wie aus gläubigen Moslems - Fundamentalisten wurden und sogar Mörder - die geblieben sind und sich ständig vermehren!
So werden die Rassisten die Demokratie aushöhlen - zerlegen und auflösen und sie bis zur Unkenntlichkeit entstellen - wie es alle tyrannischen Systeme getan haben - angefangen von Erdogan - Netanjahu bis Orban.
Deshalb und aus tausend Gründen der Conditio Humana müssen die faschistischen Organisationen und Vereine in Deutschland verboten werden!
Renan Demirkan – Vorstand Checkpoint:Demokratie! e.V. - Gastdozentin im Wintersemester an der Leuphana Uni über 'Soziale Nachhaltigkeit' – am 4.9.2
Ein sozialer Staat HILFT nicht nur – wenn Du nicht weiterkommst!
Ein sozialer Staat SORGT VOR ALLEM dafür - dass Du in WÜRDE WEITERKOMMST!
Und das geht nur GEMEINSAM - Hand in Hand mit allen Demokratinnen und Demokraten!
Zur Erinnerung: Art 20
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Ein sozialer Staat braucht die Mitarbeit aller Mitglieder: Er braucht eine solidarische Wirtschaft und die Balance der Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger: Er muss Chancengleichheit in der Bildung sicherstellen und sich verbürgen für Schutz und Fürsorge der Kranken im Gesundheitswesen und haften für eine würdevolle und umfassende Betreuung in der Pflege!
Der erste Artikel garantiert die gleichberechtigte Augenhöhe aller Geschlechter und Kulturen von der Geburt bis zum Tod!
Renan Demirkan 30.05.2024
26.05.2024