Der Aufruf

Lasst uns reden!

Angst ist menschlich und auch der Wunsch nach einer ‚starken Hand’, die einem wieder Sicherheit gibt und Perspektive. Stichworte wie Langzeitarbeitslosigkeit, steigende Armutsraten, Niedriglohn, Leiharbeiter und Zeitverträge verunsichern mittlerweile die Hälfte der Menschen in Deutschland und in ganz Europa existenziell. Es ist auch menschlich, nicht mehr offen sein zu können gegenüber anderen Kulturen und Religionen und Zäune zu bauen. Aber nicht akzeptabel. Denn  die Geschichte hat uns gelehrt, welche politischen Monster wachsen, wenn plötzlich die Herkunft oder die Religion von kulturellen Minderheiten, derart dämonisiert werden, wie es selbsternannte ‚Retter des Abendlandes’ tun oder die neuen ultra rechten ‚Alternativen’.  

Weil das Rassismus ist! Ein Rassismus, der sich mittlerweile völlig enthemmt und erschreckend selbstbewusst in jeder Talkshow ausbreitet.

 

Es ist kaum auszuhalten, wie hemmungslos die Sprache geworden ist und wie mehrheitsfähig Islamophobie. Und Antisemitismus. Wie die Demokratie verhöhnt wird und als ‚Lügenpresse’ bespuckt und ausgepfiffen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hetze salonfähig wird!
Deshalb müssen wir reden – gemeinsam über uns!

Denn Demokratie ist Diskurs, ist Freiheit, ist Prozess, ist Zweifel, ist Mitbestimmung und Solidarität.
Fertig und verschlossen sind nur Diktaturen.
 

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sind bereit zu reden, mit Jeder und Jedem - wo auch immer - wann auch immer. Sprechen Sie uns bitte an.

 

Einladung und Bittschrift an uns Alle, an Politik und Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft, zum Gespräch über Demokratie und Rassismus

 

Lasst uns reden - über Alles - was uns bedrückt und ängstigt!

Was uns beschämt und klein macht!

So offen - so schonungslos und so radikal wie es uns drängt.


In Büros und Clubs, auf Strassen und Podien – überall dort – wo Gespräche möglich sind.

Aber lasst dabei das Verbindende unser Ziel sein - und die Stärkung der Demokratie!

 

Abgrenzung und Rassismus sind keine Alternativen - weder für Deutschland noch für irgendein anderes Land.


Wer Kulturen oder Religionen dämonisiert und Sündenbocktheorien propagiert -

verlässt die Freiheit des Geistes und die der Humanität.

Rassismus ist der Kopfknast der Herrendenker.


Respekt dagegen bedeutet: jeder ist absolut in seiner Verschiedenheit - in seiner Würde und Zukunft.
Wir müssen der Hetze laut widersprechen um unser selbst willen.


Es gibt keine friedliche Alternative zu offenen Grenzen und der Freiheit der Kulturen. Die – die das Gegenteil behaupten – sind keine Alternative. Das sind die alten Kriegstreiber in neuen Farben. Demokratie aber ist elementar für Frieden und Freiheit.


Protestwahlen ändern nichts. Sie verhindern nur die Chance unsere Lage zu verbessern. Lasst uns reden darüber, was wir gemeinsam ändern müssen und wie wir die Demokratie stärken können!

 

Renan Demirkan im September 2016